30.05.2025 – kap94 Ingolstadt
Der Abend begann mit Einlass gegen 20:00 Uhr im KAP94, Ingolstadt. Die Halle war für einen Konzertabend gut gefüllt, die Stimmung locker, Gespräche, Getränke und der Merch-Stand sorgten für eine typische Konzertvorglüh-Atmosphäre. Einige Besucher standen bereits in kleineren Grüppchen vor der Bühne und warteten gespannt auf den ersten Akkord.
Den Anfang machte Escoban, eine junge Hardcore-Formation aus Bayern, die ihren Sound zwischen klassischem Hardcore und modernen Metal-Einflüssen platziert. Schon beim ersten Song sprang die Energie auf das Publikum über. Der Frontmann schrie sich mit mächtigem Screaming in Rage, während auch der Gitarrist rechts immer wieder Gesangsparts beisteuerte. Die Musiker sprachen zwischendurch im bayrischen Dialekt, und spätestens beim zweiten Song „Blood and Sweat“ bildete sich ein der Größe des KAPs angemessener Circle Pit. Ihr Auftritt war geprägt von wilden Bühnenaktionen wie das Springen auf die Boxen. Auch ein Anti-Rassismus-Song war dabei, was dem Ganzen eine klare Botschaft verlieh. Mit viel Headbangen und ausgelassenem Tanzen sorgten Escoban für eine perfekte Aufwärmrunde, die den Saal auf den weiteren Abend vorbereitete.




















Nach einer kurzen Umbaupause übernahm Call Me Messiah die Bühne und brachte die Stimmung sofort zum Überkochen. Die Ingolstädter Band ist bekannt für ihre kompromisslose Härte und theatralischen Shows. Ihr Sänger, ein kahlköpfiger Mann mit wütendem Wikingerblick, screamte hoch und growlte tief. Er sprach selbst zwischen den Songs mit aggressiv verzerrter Stimme ins Publikum. Immer wieder sprang er auf Lautsprecher, headbangte während Gitarrensoli und streckte demonstrativ die Zunge heraus. Auch der Gitarrist suchte den Kontakt zum Publikum und kletterte auf Boxen, während der Drummer in Soloparts glänzte. Ein besonderer Moment war, als die Menge mit aufblasbaren Waffen ausgestattet wurde und sich spielerisch im Kreis jagte, fast wie eine Schlacht. Songs wie „Der Bote des Chaos“ oder „Blutrausch“ verstärkten den Eindruck eines anarchischen Auftritts, in dem sich Deathcore-Riffs und Hardcore-Grooves vermischten.










Der Höhepunkt des Abends gehörte schließlich Tausend Löwen unter Feinden. Die Band aus dem Raum Saarbrücken steht für deutschsprachigen Hardcore mit klarer Haltung und präsentierte in Ingolstadt ihr neu erschienenes Album „Karma“. Schon der Beginn war eindrucksvoll. Mystische Klänge erfüllten den Raum, bevor ein Gitarrist mit erhobener Faust ein Solo spielte und die beiden Sänger die Bühne betraten. Von da an war das Konzert ein ständiges Wechselspiel zwischen Bühne und Publikum. Mal sprang einer der Sänger ins Getümmel, mal sangen beide gemeinsam oben weiter. Immer wieder forderten sie die Menge auf, nach vorne zu kommen und mitzuklatschen. Ihre Energie war unerschöpflich: sie wirbelten Mikrofone, hüpften, ließen die Menge mitsingen und schufen so eine fast familiäre Verbindung zwischen Band und Publikum. Politische Ansagen zum Rechtsruck und ein deutlicher Anti-Nazi-Song machten ihre klare Haltung unmissverständlich. Musikalisch bot TLUF druckvollen Hardcore mit vielen Gitarrensoli und präzisem Schlagzeugspiel, gelegentlich gewürzt mit Rap-ähnlichen Passagen. Bekannte Stücke wie „Wir sind eine Welle“, „Immer und ewig“ oder „Bis zum letzten Tag“ wurden lautstark mitgesungen. Selbst als die Band auf das Ende zusteuerte, blieb die Energie ungebrochen.



















Der Abend im KAP94 zeigte Hardcore in seiner ganzen Bandbreite. Von Escobans frischer, wilder Energie über die theatralische Härte von Call Me Messiah bis zum eingespielten Set von Tausend Löwen unter Feinden.
Text: Lysanne Kollien
Photos: Synder Onler

